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»Die Lausitz klingt!« – Laienmusiker*innen erobern den digitalen Raum

Fritz-Höft-Chor bei der Probe

Amateurmusiker*innen werden in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen als professionelle Künstler*innen, und im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen bleiben der Amateurmusik fast keine Nischen. Dabei spielen Laienensembles und niedrigschwellige Musikbildungsangebote eine kaum zu überschätzende Rolle für das Kulturleben einer Gesellschaft und auch für die musikalischen Bildung von Jung und Alt. Da hilft es, wenn eine Institution wie das Deutsche Musikinformationszentrum MIZ gerade jetzt eine ausführliche Studie mit Zahlen zur Amateurmusik veröffentlicht. Diese zeigen, wie Laienensembles zur musikalischen Frühbildung von Kindern, aber auch für das Muszieren im Erwachsenenalter beitragen.

Amateurmusik und die Musikakademie Rheinsberg

Auch an der Musikakademie Rheinsberg bildet die Amateurmusik einen Schwerpunkt. Regelmäßig gibt es speziell für diese Zielgruppe Angebote in Form von Vernetzungstreffen und Auftrittsmöglichkeiten. Anfang diesen Jahres startete die Musikakademie nun ein neues Projekt mit dem Titel »Amateurmusik in der Lausitz stärken« (wir berichteten). Initiiert hat es Akademieleiter Felix Görg persönlich im Rahmen des Ideenwettbewerbs »Kulturelle Heimat Lausitz«. Ziel für 2021 ist die erstmalige digitale Erfassung des Musikgeschehens und der Lage der Amateurmusikensembles in der gesamten Lausitz-Region (Brandenburg, Sachsen und Polen). Für die Umsetzung der Idee in die Realität ist Uwe Lockner verantwortlich, der auch als Ansprechperson dient. Dafür hat er nun ein Jahr Zeit.

Laienensembles und der digitale Wandel

Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung ist das Internet für viele die erste Quelle für Informationen und Vernetzung. Doch gerade der Amateurmusik fehlt es an einer stabilen Repräsentations- und Organisationsstruktur im digitalen Raum. Viele Ensembles verfügen über keinerlei Webpräsenz und sind somit für Interessierte von außen kaum auffindbar und oft nur schwer zu erreichen. Das zufällige Entdecken und Kennenlernen solcher Ensembles, zumeist über private Kontakte oder lokale Veranstaltungen, wurde durch die Pandemie zusätzlich erschwert. Daher will das Modellprojekt »Die Lausitz klingt!« den Ensembles eine digitale Plattform anbieten.

»Die Lausitz klingt!«: Eine Plattform von und für Amateurmusiker*innen

Die Ergebnisse von Recherchen und Vernetzungstreffen werden in einem Online-Register mit zahlreichen Kategorisierungsmöglichkeiten (u.a. Ort, Ensemblegattung, musikalischer Stil, Alters- und Geschlechterstruktur, langfristige Ziele etc.) festgehalten. Neben der entstehenden Datenbank bietet die Website eine Vielzahl weiterer Funktionen: Die Ensembles können sich selbst darstellen,  darüber neuer Ensemblemitglieder/Nachwuchs ansprechen und hoffentlich gewinnen, Probentermine koordinieren und Infos zu bevorstehenden Auftrittsterminen veröffentlichen. Am Ende sollen die Angaben eine interaktive musikalische Landkarte der Region ermöglichen.

Tatsächlich sind Register dieser Art nichts Ungewöhnliches im Bereich der Amateurmusik und haben sich bereits bei anderen Fällen bewährt, wie z.B. beim Brandenburgischen Chorverband e.V., der auch Projektpartner ist. Auf lange Sicht soll die Datenbank von den Ensembles selbst fortgeführt werden: Daher werden Freiwillige gesucht, die die Pflege der Datenbank über das Ende der Projektzeit am 31. Dezember 2021 hinaus übernehmen.

Immer gemeinsam: Netzwerkarbeit und Weiterbildungen

Die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erschweren den persönlichen Austausch zwischen Projektleiter und Amateurmusiker*innen natürlich. Dem Projektbegründer Felix Görg ist es jedoch sehr wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren und das Projekt gemeinsam mit den Amateurmusiker*innen weiterzuentwickeln, entsprechend deren Bedürfnissen. Umso stärker wird darauf geachtet, neben der Arbeit an der Datenbank auch vermehrt partizipative Programmangebote zu schaffen. Bis Ende des Jahres sind acht Informationsveranstaltungen, zwölf Workshops und ein großes Fest der Amateurmusik geplant – bis zum Sommer alles rein digital; in der zweiten Jahreshälfte hoffentlich mit Präsenzveranstaltungen. Praxisnahe Weiterbildungen zu Themen, die die Ensembles bewegen, und Veranstaltungen, bei denen Netzwerke geknüpft und vertieft werden, wollen den Austausch und das Engagement der Musizierenden (und Organisierenden) unterstützen.

»Die Lausitz klingt!« als Modell für die Zukunft

Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aus dem Sofortprogramm des Bundes zum Strukturwandel in den Braunkohlerevieren. Auch der Brandenburgische Chorverband trägt als wichtiger Partner zur Umsetzung bei. Dabei sind sich alle bewusst, dass es regionalen Strukturwandel und damit verbundenen sozialen Wandel nicht nur in der vom Braunkohleausstieg betroffenen Lausitz gibt. Deshalb hat das Projekt Modellcharakter und kann weiteren ähnlichen Projekten als Vorbild dienen. Umso größer ist das Engagement aller Beteiligten.


Text: Milena Kwiatkowska


Bild: Fritz-Höft-Chor bei der Probe

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