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»Ensemble degli Intrigati« ist Rheinsberger Residenzensemble für neue Musik

Live-Übertragung des Ensemble degli Intrigati

Das internationale »Ensemble degli Intrigati« konnte sich beim Auswahlkonzert am Freitag, 28. Mai 2021 im Rahmen des Festivals für Neue Musik gegen zwei weitere Finalisten durchsetzen: Die acht Musiker*innen aus Italien und Deutschland sind damit erstes »Residenzensemble für neue Musik« an der Musikakademie Rheinsberg.

Erwähnenswert: Der Auftritt des Ensembles war rein digital!

Denn während sich das deutsch-französische Ensemble »avec« und das Ensemble Zeitstoff im Schlosstheater einrichteten, wurde das »Ensemble degli Intrigati« auf Grund von corona-bedingten Einreisebeschränkungen per Video-Livestream aus einem Gerichtssaal in Montepulciano dazugeschaltet.

Auch sonst war es verhältnismäßig leer im geräumigen Saal des Schlosstheaters. Denn die Auftritte mussten ohne Publikum stattfinden, alleine Journalist*innen der lokalen Presse und die Jury aus Detlef Glanert (Komponist), Ursula Weiler (Mitglied im Ensemble Quillo), Ruth Velten (Vizepräsidentin der Gesellschaft für Neue Musik) und Felix Görg (Leiter der Musikakademie Rheinsberg) waren vor Ort; die Stimmung trotzdem gut.

Denn alle drei Ensembles waren mit Leidenschaft dabei und zeigten ganz unterschiedliche Profile: das Ensemble »avec« mit einem musikalisch-literarisch-performativen Grenzgang, das Ensemble Zeitstoff mit seiner ungewöhnlichen Besetzung aus Klavier, Saxophon, Tuba und Schlagzeug. Doch das »Ensemble degli Intrigati« überzeugte die Jury mit ihrer musikalischen Ensembleleistung sowie mit ihrer klaren künstlerischen Vision auch über den im Theatersaal installierten Screen.

»Es war eine lange, intensive Diskussion und eine einstimmige Entscheidung für das Ensemble, bei dem wir das größte Potenzial sehen«, erklärte Akademieleiter Felix Görg.

Und dass die Musiker*innen live aus Montepulciano übertrugen, freute insbesondere Jurymitglied Detlef Glanert, der von 2009 bis 2011 in Nachfolge von Hans Werner Henze künstlerischer Leiter des dortigen Musikfestivals »Cantiere Internazionale d’Arte« inklusive Sommerakademie für junge Künstler*innen war.

Auch in der Namensgebung des Ensembles spielt die italienische Stadt nahe Siena eine Rolle: Dieser leitet sich nämlich ab vom historischen Kulturverein »Accademia degli Intrigati« in Montepulciano, dessen Emblem und Wahlspruch »è il miglior ordin mio l’esser confuso« (»verwirrt zu sein ist mein bester Auftrag«) noch heute an der Fassade des Teatro Poliziano prangt.

»Als Ensemble sehen wir uns in der Tradition derjenigen, die sich freiwillig in Verwirrung begeben, um daran zu wachsen und verändert wieder herauszukommen«, sagen die Musiker*innen über sich.

Doch das namensgebende Verb »intrigare« kann nicht nur »verwirren« und »verkomplizieren« bedeuten, sondern auch »anregen« und »faszinieren«. Und was würde besser zu einem Ensemble passen, das sich mit den verschiedenen Spielarten Neuer Musik und speziell der Avantgarde beschäftigt?

Im Herbst treten die acht Musiker*innen ihr Amt als Residenzensemble für neue Musik offiziell an: Zeit für freiwillige Verwirrung – und Veränderung – während der insgesamt vier Arbeitsphasen in der Musikakademie; aber auch für Anregung und Faszination seitens des Publikums, das dann ihre vier öffentlichen Konzerte im Schlosstheater erleben kann.

Das »Ensemble degli Intrigati« besteht aus Francesco Checchini (Querflöte), Francesco Darmanin (Klarinette), Dagmar Bathmann (Violoncello), Michele Pierattelli (Violine), Omar Cecchi (Percussion), Massimiliano Cuseri (Klavier), Davide Vannuccini (Live-Elektronik und Saxophon) und Alessio Casinovi (musikalische Leitung).

Text: Jannika Olesch

Bild: Live-Übertragung des Ensemble degli Intrigati (c) Musikkultur Rheinsberg

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