Viele Laienmusikverbände verzeichnen Überalterung und Mitgliederschwund. Tragfähige Konzepte zur Gewinnung neuer Mitglieder fehlen, Konzepte der Adaption an moderne Lebensentwürfe gerade auch im ländlichen Raum sind noch nicht implementiert. So sind auch Organisationen des Laienmusizierens in Ostdeutschland (Arbeitergesangsvereine, Spielmannszüge, Blasorchester, Kantoreien) in der öffentlichen Wahrnehmung wenig präsent, aber lokal ein sehr wichtige Kulturträger. Sie prägen ihre jeweiligen lokalen Räume in doppelter Art und Weise: Zum einen sind sie Kulturakteur und Veranstalter in ländlichen Regionen und stellen einen Pfeiler der kulturellen Grundversorgung dar, zum anderen sind sie Ort der aktiven kulturellen Arbeit für potentiell viele Menschen.
Rheinsberg kann – Gott sei Dank – auf eine stetige und aktive Laienmusikszene zurückblicken: Mit jährlichen, lokalen Festivals wie den »Rheinsberger Musiktagen zu Pfingsten« oder der »Langen Nacht der Künste« präsentiert die Stadt lokal ansässige Laienmusikverbände, Liebhaberensembles und ehrenamtliche Kulturakteure.
Die Musikkultur Rheinsberg gGmbH fördert und unterstützt die lokale Laienmusik mit Fachwissen und eigenen Projekten.
Rheinsberger Musiktage zu Pfingsten
Traditionell finden seit vielen Jahren an den Pfingstagen die »Rheinsberger Musiktage« statt. Regionalen Musiker*innen wird in diesem Rahmen ein großes Forum geboten und die Bandbreite des Rheinsberger musikalischen Schaffens präsentiert.
Das reichhaltige Kulturprogramm reicht von Chorkonzerten lokaler Gesangsensembles wie dem Arbeitergesangsverein, dem Frauenchor oder verschiedener Kantoreien, über Aufführungen von Bläser- und Streicherensembles der regionalen Musikschule Ostprignitz-Ruppin bis hin zu einer jährlichen Performance der Brandenburgischen Parforcebläser Berlin, die mit ihrer Hundemeute den Aufbruch zur Jagd demonstrieren. Straßenmusik auf dem örtlichen Kirchplatz, manch eine Ausstellung sowie Serenadenkonzerte der Bläserkantorei Rheinsberg runden das kulturelle Wochenende ab.
Die Musikkultur Rheinsberg beteiligt sich mit wechselnden Programmen für Kinder und Familien - für 2020 war eine musikalische Rallye geplant.
Offiziell fanden die ersten „Rheinsberger Musiktage zu Pfingsten" ab 1949 jährlich statt, schliefen nach Weggang des Kantors jedoch 1965 ein und wurden erst 1978 von der Arbeitsgemeinschaft des Kulturbundes der DDR wiederbelebt. Getragen werden sie seit der Wende vom Kunst- und Kulturverein Rheinsberg e. V.. Seit 1991 werden die Musiktage von der Bundes- und Landesakademie - Musikakademie Rheinsberg konzipiert und organisiert.
Lange Nacht der Künste
Weniger lang - aber ähnlich gestrickt wie die Rheinsberger Musiktage zu Pfingsten - ist die jährlich stattfindende »Lange Nacht der Künste« in Rheinsberg.
Seit 1991 laden unter der Schirmherrschaft des Kunst- und Kulturvereins Rheinsberger Kultureinrichtungen und Gastronomen am ersten Sonnabend im November zu einer unterhaltsamen Kulturnacht ein. Bis in den späten Abend hinein finden in zahlreichen kulturellen Einrichtungen Rheinsbergs Kulturveranstaltungen statt, von deren Erlös jedes Jahr Rheinsberger Kultureinrichtungen und Vereine gefördert werden.
Streicher- und Bläserensembles sowie die Bigband »Big Brass« der Musikschule Ostprignitz-Ruppin beteiligen sich mit mal besinnlichen, mal fetzigen Konzerten, Sänger*innen der Kammeroper Schloss Rheinsberg präsentieren im Schlosstheater ausgewählte Opernarien und Volkslieder, in der Remise wird zu Lesungen und Kinderveranstaltungen geladen. Auch die Musikbrennerei Rheinsberg öffnet für interessiertes Publikum ihre Türen und beteiligt sich mit ansprechendem Kulturprogramm. Schlossführungen, Ausstellungen in der Remise und im Kurt Tucholsky Literaturmuseum und offene Ateliers runden das Programm ab.
2020 findet die »Kurze Nacht der Künste - im Corona-Jahr« statt: Die Veranstaltungen werden unter geltenden Hygienemaßnahmen und mit Einschränkungen durchgeführt. Erstmalig dabei ist - trotz der Corona-Auflagen - der Pavillon Rheinsberg: Der Jugendclub präsentiert zum Abendabschluss ein Live-Konzert der »Landstricher«.