Seit der Wiedereröffnung des Rheinsberger Schlosstheaters im Jahr 2000, knapp 250 Jahre nach der historischen Hofkapelle des Kronprinzen Friedrich, vergibt die Musikakademie Rheinsberg jährlich den geschützten Titel »Rheinsberger Hofkapelle« an ein junges Ensemble für historische Aufführungspraxis. Die Vergabe des Titels ist verbunden mit einem Förderprogramm für junge Ensembles im Bereich der Alten Musik. Das Förderprogramm hat die Dauer eines Jahres, beginnt jeweils im Herbst und hat das Ziel der künstlerischen und konzeptionellen Weiterentwicklung des Ensembles sowie die Förderung des musikalischen Erbes der historischen Rheinsberger Hofkapelle.
Im Rahmen des Förderprogramms werden dem Ensemble folgende Möglichkeiten geboten
ZEIT UND RAUM
um in der Musikakademie Rheinsberg zu proben, zu planen und zu forschen
WEITERBILDUNG
auf das Ensemble zugeschnittene Programme:
KONZERTE
in Verbindung mit den Arbeitsphasen
Ausschreibung 2025/2026
Auch für das Jahr 2025/2026 wird wieder ein neue Rheinsberger Hofkapelle gesucht. Die aktuellen Bewerbungsbedingungen finden Sie in der Ausschreibung.
Die historische Hofkapelle
Von 1736 bis 1740 musizierte in der »Musik-Kammer« des Rheinsberger Schlosses die Hofkapelle des Kronprinzen Friedrich, später König Friedrich II. von Preußen, ein Ensemble, das als »Rheinsberger Hofkapelle« Musikgeschichte schrieb. Ihre 17 Mitglieder, darunter so illustre Namen wie Johann Joachim Quantz, die Brüder Johann Gottlob und Carl Heinrich Graun oder Carl Philipp Emanuel Bach, genossen in ganz Europa einen ausgezeichneten Ruf als vorzügliche Virtuosen. Sie waren jung und experimentierfreudig, kaum einer von ihnen war älter als 30 Jahre. Später nahm König Friedrich seine Rheinsberger Hofkapelle mit nach Berlin. Sie bildete den Kern der »Königlich preußischen Capelle«, der späteren Staatskapelle in der Lindenoper. Fast 300 Jahre später gibt es wieder eine »Rheinsberger Hofkapelle« und wieder sind ihre Mitglieder junge Musiker am Beginn ihrer Karriere.
Rheinsberger Hofkapelle 2024/2025: False Consonance
Das vierköpfige Ensemble False Consonance gründete sich im Jahr 2020 in Bremen, als die vier Musiker:innen unter einem Dach wohnten. Aus den besonderen Umständen dieser Zeit entwickelten sich die zwei Grundideen des jungen Ensembles:
False Consonance verzichtet bewusst auf ein sperriges Tasteninstrument, was dem Ensemble erlaubt, in jeder Art von Raum zu spielen und ein breiteres Spektrum an Dynamik, Farben und Schattierungen der Alten Musik zu entfalten. Neben dem originalen Repertoire für Flöte, Violine, Viola da Gamba/Cello und Laute liegt ein Fokus des Ensembles auch auf der Reduktion großer Werke für eine minimale Kammermusikbesetzung, wodurch eine Art „Taschenmusik" entsteht. Den Erfolg dieses Konzepts bewies False Consonance mit seiner Debüt-CD „Il Sassone – a domestic opera" (Oktober 2023).
False Consonance wurde vom Deutschen Musikrat (2022/23) gefördert und erhielt zudem eine Ensembleförderung des Bremer Senators für Kultur (2024–26).
Johannes Festerling | LAUTE
Thomas Fields | VIOLA DA GAMBA / CELLO
Annie Gard | VIOLINE
Theo Small | FLÖTEN
Rheinsberger Hofkapelle 2023/2024: Das Kolorit
In dieser Kammermusikgruppe ist der Name Programm. Durch variantenreiche Instrumentierung und eine Breite an Klangfarben wird für jeden Stil die passende Atmosphäre gefunden. DAS KOLORIT sieht jedes Konzert als performatives Geschehen, das von zahllosen nicht-musikalischen Elementen beeinflusst ist. Daher experimentiert das Kollektiv mit neuen Konzertformaten, erstellt interdisziplinäre Kinderkonzerte und verbindet in seinen Programmen oft mehrere Kunstformen. Die Zusammenarbeit mit Komponist/innen führt zu eigens für DAS KOLORIT geschriebenen zeitgenössischen Werken und Uraufführungen. Die Mitglieder stammen aus Spanien, Deutschland und Katalonien. Sie traten mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, Jordi Savalls Le Concert de Nations, dem Münchner Kammermorchester, den Rotterdamer Philharmonikern oder dem Noord Nederlands Orkest auf und sind Preisträger renommierter Wettbewerben, wie der internationalen Göttingen Händel Competition, der Moeck SRP Competition London und dem deutschen Musikwettbewerb.
Die Besetzung:
Mariona Mateu Carles G-Violone
Rosalía Gómez Lasheras Cembalo
Leon Jänicke Theorbe, Barockgitarre
Sophia Schambeck Blockflöten
Rheinsberger Hofkapelle 2022/23: Ensemble Brezza
Das Ensemble Brezza hat sich Umfeld der Schola Cantorum Basiliensis zusammengefunden und erkundet die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts in der Kernbesetzung Traversflöte, Gambe und Cembalo. Brezza spielt auf historischen Instrumenten oder hochwertigen Nachbauten. Daneben erforscht das Ensemble historische Quellen zur musikalischen Aufführungspraxis, um so zu Interpretationen zu gelangen, die den Intentionen der Komponisten so nahe wie möglich kommen. Mit einem Programm mit Werken von Johann Joachim Quantz, Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach qualifizierte sich das Ensemble Brezza beim öffentlichen Auswahlkonzert als neue Rheinsberger Hofkapelle.
Rheinsberger Hofkapelle 2021/22: La Tabatière
Aufgrund ihrer großen Vielfalt an musikalischen Farben und des breiten Spektrums ihres Repertoires bezeichnet sich La Tabatière gerne als »petit orchestre historique«: Im Jahr 2020 als Trio mit künstlerischem Fokus auf Stil und Spielpraxis der Klassik gegründet, besteht La Tabatière heute aus unterschiedlichen Konstellationen von Instrumentalist*innen, die auf Historische Aufführungspraxis spezialisiert sind. Das erlaubt dem Ensemble, das Repertoire zu erweitern, buntere Konzertprogramme aufzubauen und Musik vom Barock bis zur Frühromantik aufzuführen.
Eine Leidenschaft für die sogenannte Historische Interpretationspraxis vereint die Musiker*innen bei der Forschung nach einer möglichst authentischen Spielweise jedes Zeitalters – natürlich auf dem entsprechenden historischen Instrumentarium – wobei sie niemals vergessen, das Publikum bei jedem Auftritt durch Engagement, Spaß und Virtuosität zu begeistern. Mit dieser Motivation schaffte es das Ensemble zudem im Juni 2021 in das Finale des CIMA-Wettbewerbs in Frankreich.
Neben der Konzerttätigkeit stellen verschiedene, demnächst im eigenen Youtube-Kanal verfügbare Aufnahmen für La Tabatière nur den Anfang der Verwirklichung von etlichen einprägsamen Projekten dar.
Die Besetzung:
Lorenzo Gabriele (Traversflöte), Rebecca Raimondi (Violine), Konstanze Waidosch (Cello, Gambe), Bernhard Reichel (Theorbe, Laute, Gitarre), Alexander Von Heißen (Cembalo, Fortepiano)
Rheinsberger Hofkapelle 2020/21: Ensemble Mozaïque
Das junge internationale Ensemble Mozaïque hat seine Wurzeln an der Universität Mozarteum Salzburg. Seine Mitglieder sind Student*innen und Alumni führender Institute für Alte Musik. Die sieben herausragenden Musiker*innen verbindet der gemeinsame Wunsch, im Zeichen der historisch informierten Aufführungspraxis, auf höchstem musikalischen Niveau barocke Klangwelten zu erschließen. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Wiederbelebung unbekannten und vergessenen Repertoires. Die Forschung in Archiven, sowie die Erarbeitung innovativer Konzepte, sind dabei gleichermaßen Bestandteil der Arbeit des Ensembles, um fremde Werke einem großen Publikum zu Gehör zu bringen.
Rheinsberger Hofkapelle 2019/20: AMA Consort
Rheinsberger Hofkapelle 2019/20 ist das "AMA Consort". Die vier jungen Interpret*innen Lea Sobbe (Blockflöten), Lena Rademann (Barockvioline), Martin Jantzen (Viola da gamba/Barockcello) und Halldór Bjarki Arnarson (Cembalo) sind international aktive Musiker*innen und mehrfache Preisträger*innen verschiedener Wettbewerbe. Der Wille, lebendig und aus dem Moment heraus zu musizieren, eint sie ebenso wie ihr Studium historischer Quellen, auf deren Erkenntnisse sie ihre Interpretationen gründen. 2018 wurde AMA Consort beim Festival für Alte Musik Utrecht mit dem Fringe Audience Award, dem Publikumspreis der Konzertreihe für junge Künstler, ausgezeichnet. Im Deutschen Musikwettbewerb 2019 wurde dem Ensemble der Sonderpreis des BR Klassik verliehen.
Rheinsberger Hofkapelle 2018: Ludus instrumentalis
Ludus Instrumentalis ist ein 2014 in Sankt-Petersburg gegründetes Kammermusikensemble im Bereich der historischen Aufführungspraxis. Die Besetzung besteht aus zwei Barockviolinen (Evgeni Sviridov und Anna Dmitrieva), Barock Cello (David Melkonian/Leonhard Bartussek), Laute (Elizaveta Solovey) und Cembalo/Orgel (Ekaterina Biazrowa).
Rheinsberger Hofkapelle 2017: astrophil & stella
Das Ensemble „astrophil & stella“ wurde von der Flötistin Johanna Bartz ins Leben gerufen und bringt junge, international ausgebildete und versierte Interpreten Alter Musik gemeinsam auf die Bühne. Die Mitglieder des Ensembles haben sich in verschiedenen europäischen Alte-Musik-Formationen wie Jordi Savalls Le Concert des Nations und an der Schola Cantorum Basiliensis kennen- und schätzen gelernt.